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Wenn Auszeiten keine Antworten bringen...

Mit meinem Rad und meinem Zelt im Gepäck, habe ich mich in diesem Jahr zum ersten Mal auf das Abenteuer eingelassen, alleine in den Camping-Urlaub nach Usedom zu fahren…

 
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Das Schöne am Alleinreisen ist, dass man viel aufmerksamer, offener und neugieriger für seine Umgebung und die Menschen um einen herum ist. Bei der Planung habe ich mich auf meine Intuition verlassen und einen schönen Ort gefunden, an dem ich mein Zelt direkt am Wasser unter einem kleinen Kirschbaum aufstellen konnte. Ich habe dort viele nette Menschen getroffen, manchmal nur ein paar kurze Sätze gewechselt und einige interessante lange Unterhaltungen geführt.

Vielleicht ist es naheliegend, wenn man sich im Urlaub begegnet, aber die Gespräche drehten sich häufig um ähnliche Themen:

Es ging um Auszeiten, die man sich nimmt und um Veränderungen im Leben, um das Aufgeben von Sicherheit und die Suche nach Antworten auf die Frage „Wie geht es weiter?“.

Nicht nur in den letzten Tagen sondern in den letzten Monaten haben mir einige Menschen davon erzählt, wie sie sich eine längere Auszeit genommen haben und die Hoffnung hatten, dass diese Auszeit und das Unterwegssein in der Fremde sie zu einer Eingebung oder Erkenntnis führt, wie es mit ihrem Leben beruflich weitergehen soll.

Leider gab es den erhofften Aha-Moment dann entgegen der Erwartungen aber meistens gar nicht und die Frage „Wie geht es danach weiter?“ ist mit auf die Reise gegangen und später dann genauso auch wieder mit nach Hause gewandert. In diesen Erfahrungen schwingt dann natürlich immer auch Enttäuschung darüber mit, dass die Auszeit und die Reise alleine keine Antworten gebracht haben...

Vielleicht haben wir alle zu viele Bücher gelesen und Filme gesehen, die etwas anderes versprechen:

Löse dich aus deinem Alltag, sei mutig, nimm dir eine Auszeit und geh auf eine Reise, dann wird die Erleuchtung kommen und du wirst Klarheit haben, wie es mit deinem Leben weitergehen soll!

Das klingt so schön romantisch und vielversprechend, so bedeutsam. Wir möchten etwas tun, das sich sinnvoll anfühlt und vielleicht glauben wir deshalb, dass der Weg dahin über einen besonderen Moment der Eingebung führt, der die Antworten mit dramatischer Musik im Hintergrund vor goldenem Gegenlicht im Sonnenuntergang auf einer Bergkuppe bringt. (Versteht mich richtig – Ich bin sicherlich die Erste, die auf Fanfaren, Trompeten und Erkenntnis wartet, wenn sie auf einer Bergkuppe im Sonnenuntergang steht!)

Aber Bücher und Filme sind immer eine extrem starke Zusammenfassung – ein großer Teil der Erlebnisse wird weggelassen und nur die Essenz, die dramatischen Wendepunkte, Ereignisse und Begegnungen bleiben übrig. Das Leben ist anders, wir erleben jeden Moment, auch die unspektakulären, die langweiligen, die mühsamen und eintönigen, die im Film rausgeschnitten werden müssen…

Echte Veränderung und Klarheit ist leider mit viel mehr Arbeit verbunden, als wir uns oft wünschen…

Sie dauert länger und passiert schleichender und ohne Pauken, Trompeten und Fanfaren und leider oft ohne Momente der genialen Eingebung und markerschütternden Erleuchtung.

Auch in der Kunst, im Design, in der Schriftstellerei und in der Wissenschaft gibt es das Bild des genialen Künstlers oder Denkers, den plötzlich die Erleuchtung überkommt, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Gerne im Schlaf oder in einer Zeit der Auszeit und der Muße (Newton und der Apfel, Archimedes und die Badewanne, usw.).

Allerdings gibt es auch sehr viele Hinweise und Zitate berühmter Entdecker, Forscher und Künstler, die zeigen, dass ihre Ergebnisse eigentlich das Resultat der intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema sind und der Moment der bahnbrechenden Erkenntnis nur einen winzigen Bruchteil ausmacht in dem kompletten Prozess. Aber dieser winzige Moment klingt romantischer, dramatischer und interessanter, als alle Berichte über viele Stunden im Labor, im Studio, vor der Schreibmaschine, an der Staffelei oder mit dem Skizzenbuch, in denen nichts besonders Spannendes, Inspirierendes oder Bedeutsames passiert.

 
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Also, nehmt euch eine Auszeit, geht auf Reisen, bekommt den Kopf und das Herz frei vom Alltag und lasst euch treiben. Aber erwartet nicht die Antwort aus heiterem Himmel, während ihr auf einer Bergkuppe steht oder das Nordlicht betrachtet oder auf dem weiten Meer schippert. Das ist alles wunderschön und manchmal genau das Richtige. Eine Auszeit eröffnet neue Perspektiven auf das Leben und auf die Dinge, die einem wichtig sind.

Gleichzeitig braucht es aber auch eine intensive Beschäftigung mit dem, was wir gerne tun, was für uns wichtig und bedeutsam ist und damit, wie unsere alltäglichen Momente aussehen sollen.

Es braucht den Mut zum Ausprobieren, zum Entwickeln von Ideen und zum Testen dieser Ideen. Es braucht Vertrauen in die eigene Intuition, um einer Ahnung und der eigenen Neugier zu folgen, wenn sie kleine Brotkrumen auf den Weg streuen. Es braucht Geduld, sich und den eigenen Ideen Zeit zu geben und sie sich entwickeln zu lassen. Klarheit entstehen zu lassen, und sie nicht mit Fanfaren und Trompeten auf dem Silbertablett präsentiert bekommen zu wollen.

Das ist nicht glamourös, nicht einfach, es ist verwirrend und manchmal frustrierend. Es dauert wahrscheinlich länger, als man sich das wünscht und es bedeutet, für einige Zeit wieder in einer Übergangsphase zu leben, mit einem großen Fragezeichen, das einen begleitet und mit einigen Unsicherheiten, die es auszuhalten gilt.

Einfach ist was anderes und Sicherheit ist verführerisch. Es gibt keine Fanfaren und Trompeten, aber: Es lohnt sich...

Vielleicht können wir dann auch solche Sätze sagen, wie die Frau, mit der ich im Waschraum auf dem Campingplatz ins Plaudern kam:

“Ich habe mit 49 meine Stelle als Lehrerin aufgeben – damals habe ich einfach gemerkt, dass ich mir keinen Gefallen mehr tue und den Kindern auch nicht. Alle haben gedacht, ich sei verrückt, eine sichere Stelle im öffentlichen Dienst aufzugeben. Seitdem habe ich viele Dinge ausprobiert, manche waren ein Erfolg und aus anderen habe ich ne Menge gelernt... Jetzt bin ich 66 und ich kann sagen, dass die Zeit zwischen 49 und heute die beste Zeit in meinem Leben war!“

Ich wünsche uns allen dabei eine gute Reise!

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Den “Reiseplan zu deinem Traumjob" findest du in meiner Online Bibliothek.

 
 
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