Wie du Verstand und Intuition in Einklang bringst…
2022 ist schon als Jahreszahl eine deutliche Einladung dazu, mal auf die Dualitäten in unserem Leben zu schauen und ich würde sagen auch dazu, aktiv das Balancieren und die Koordination in verschiedenen Bereichen unseres Lebens zu trainieren. Also können wir doch diese schöne Jahreszahl einfach mal als Anlass und äußeren Rahmen nehmen und uns diesem Thema widmen und bewusst an einer Dualität in unserem Leben arbeiten, wer ist dabei?
Wir Menschen haben ja von Natur aus viele dieser Zweiheiten: Beine, Arme, Augen, Ohren, Nasenflügel, Nieren, Herzklappen, Lungenflügel, Hirnhälften… und häufig hat jeder Teil dieser Dualität etwas andere Aufgaben, Vorlieben oder Stärken.
Am einfachsten und angenehmsten machen wir uns das Leben, wenn wir beide Hälften gemeinsam und in Harmonie miteinander nutzen (können): Wir kommen einfach leichter auf zwei gut aufeinander abgestimmten Beinen voran als auf einem Bein hüpfend. Das haben wir alle schon gemerkt, sobald mal (mindestens) ein Teil einer Zweiheit nicht so funktioniert, wie wir es gewohnt sind…
Weniger offensichtlich, aber für ein gut ausbalanciertes Leben mindestens genauso wichtig ist die Dualität der zwei Prozesse, mit denen wir Informationen aufnehmen, verarbeiten und Bewertungen vornehmen. Es gibt dafür verschiedene Bezeichnungen, ich benutze mal diese beiden: Verstand und Intuition.
Verstand
Unser Verstand arbeitet eher langsam, verarbeitet Informationen nacheinander und kann Sprache benutzen, um seine Vorgänge und Bewertungen zu beschreiben.
Intuition
Unsere Intuition arbeitet unbewusst, verarbeitet parallel verschiedene Informationen in Sekundenbruchteilen, hat aber keinen Zugriff auf Sprache. Sie kann sich durch Bilder ausdrücken und durch Körpersignale nehmen wir ihre Impulse wahr. Sie gibt keine differenzierten Bewertungen ab, sie signalisiert nur "hin zu" oder "weg von".
Wichtig zu wissen ist außerdem dabei, dass unser Verstand und unsere Intuition zeitgleich und unabhängig voneinander arbeiten!
Ein rundum zufriedenes Leben lässt sich mit größerer Wahrscheinlichkeit erreichen, wenn wir die wirklich wichtigen (und oft auch schwierigen) Entscheidungen in einem Zustand treffen, in dem Verstand und Intuition harmonisch zusammenspielen.
Uns geht es einfach besser, wenn wir Werkzeuge haben, mit deren Hilfe wir es schaffen, beide Systeme immer wieder zu synchronisieren und eine dynamische Rückkopplungsschleife zwischen Verstand und Intuition aufzubauen und zu pflegen – und genau darum soll es in diesem Artikel gehen.
Lege ein Bildertagebuch an, um Verstand und Intuition zu synchronisieren:
Da unsere Intuition keinen Zugang zur Sprache hat, lassen wir sie durch Bilder zu Wort kommen.
Lege dir also ab sofort ein Bilder-Tagebuch an, wobei ich Tagebuch eher im Sinne eines „Journals“ meine. Es geht nicht darum, täglich die Ereignisse des Tages zu dokumentieren, sondern es geht darum, ein Heft als Begleiter durch das Jahr zu haben. Du kannst es immer mal wieder aufzuschlagen und damit arbeiten, wenn irgendetwas nicht rund läuft, du vor einer Herausforderung oder Entscheidung stehst oder einfach Lust und Zeit hast, dich mit Bildern, Papier und Stift kreativ zu beschäftigen.
Die Zutaten:
Da es um die Arbeit mit Bildern geht, empfehle ich ein DIN A4 großes Heft oder Skizzenbuch mit Blanko-Blättern (gibt’s z.B. von Hahnemühle, Semikolon oder Leuchtturm1917 im Schreibwarenhandel oder in Läden für Künstlerbedarf)
Dann brauchst du noch Bilder-Rohmaterial. Dafür empfehle ich, alte Zeitschriften und Gratis-Kataloge zu sammeln. Schöne und bildreiche Kundenmagazine findet man z.B. bei Globetrotter, Drogerien, Bioläden, Einrichtungsläden… Wenn man beim Einkaufen mal bewusst darauf achtet, dann entdeckt man wirklich viele kostenlose Printmagazine, die eine große Auswahl an schönen Bildern haben, die prima als Rohmaterial funktionieren.
Schere, Klebestift und einen Stift zum Schreiben – das sind dann alle noch fehlenden Zutaten für ein Bilder-Tagebuch.
Mit dem Bilder-Tagebuch arbeiten:
Jetzt gibt es zwei (ha!) Arten, um mit dem Bilder-Tagebuch zu arbeiten:
1. ganz spielerisch ohne besonderes Thema im Kopf
2. zu einem bestimmten Thema, Problem oder einer schwierigen Entscheidung
1. Vorgehen ohne besonderes Thema:
Man braucht ein bisschen Ruhe und blättert einfach mal durch ein paar Zeitschriften oder Kataloge und sucht ein Bild (oder mehrere Bilder), das spontan starke gute Gefühle auslöst. Das Bild / die Bilder schneidet man dann aus oder reißt es/ sie raus.
Wichtig dabei: Nicht mit dem Kopf aussuchen, sondern wirklich auf spontane Gefühls- (= Körper-) Reaktionen achten. Das bedeutet: In den Körper hineinspüren und wahrnehmen, wo und wie sich diese positiven Gefühle bemerkbar machen. Vielleicht ein Wärmegefühl im Bauch? Vielleicht ein Gefühl von Weite im Brustraum oder im Stirnbereich? Vielleicht ein Gefühl von Weichheit im Schulterbereich? Vielleicht ein wohliges Kribbeln irgendwo?
Manche Bilder wollen einfach zu einem – so ungefähr fühlt es sich an, fast als ob das Bild einen aussucht und nicht umgekehrt…
Eine Herausforderung dabei kann es sein, sich nicht von interessanten Artikeln ablenken zu lassen. Es kann helfen, dazu ein paar kleine Klebezettel parat zu haben, um die Seiten für später zum Lesen zu markieren.
Dann schlägt man eine leere Seite im Bilder-Tagebuch auf und klebt das Bild auf oder – wenn es mehrere Bilder sind – macht eine kleine Collage daraus und klebt diese auf. Bei einem DIN-A4-Heft kann man dann auch über eine Doppelseite arbeiten und hat richtig viel Platz!
Der nächste Schritt besteht darin, einen Stift zu nehmen und neben / rund um die Bilder positive Assoziationen zu den Motiven aufschreiben, Stichpunkte reichen dabei aus.
Die Idee dahinter:
Unsere Intuition hat ein oder mehrere Bilder ausgesucht. Wir haben positive Gefühle dazu wahrgenommen, die Bilder zeigen also etwas, das wir uns wünschen, wo es uns hinzieht, wovon wir mehr in unserem Leben haben möchten. Indem wir positive Assoziationen zu dem Bild / den Bildern aufschreiben, übersetzen wir die Bildsprache unserer Intuition in die Sprache, die unser Verstand verstehen kann. Langsam „verstehen sich“ also beide Systeme besser und kommen in einen besseren Einklang miteinander.
Nach einer Sammlung von Assoziationen und Begriffen rund um die Bilder, geht man die Worte oder Sätze erneut durch und unterstreicht oder markiert diejenigen, die positiv herausstechen. Welche sind deine „Lieblingsideen“ und Assoziationen aus der Sammlung?
Daraus lässt sich wiederum ableiten, welches Thema gerade Aufmerksamkeit bekommen möchte. Es werden unbewusste Wünsche und Bedürfnisse sichtbar gemacht und für den Verstand in Worte gefasst. Damit können wir unsere Aufmerksamkeit bewusst dahin lenken und uns damit weiter beschäftigen…
2. Vorgehen zu einem bestimmten Thema:
Die zweite Herangehensweise ist so, dass wir ein bestimmtes Thema oder eine Frage nehmen, das / die uns gerade beschäftigt und die sich irgendwie unrund anfühlt.
Dann empfiehlt es sich, als Start ein paar Gedanken dazu aufzuschreiben. Ohne zu viel darüber nachzudenken, einfach ein paar Minuten lang das aufschreiben, was gerade im Kopf los ist und welche Gedanken oder Sorgen sich dort in Bezug auf das Thema tummeln. Entweder direkt in das Bilder-Tagebuch oder auf einen anderen Zettel, das ist Geschmackssache…
Dann stellst du dir die Frage:
„Was brauche ich gerade (in Bezug auf dieses Thema)?“
Mit dieser Frage im Kopf gehst du dann auf Bildersuche. Wichtig dabei: Der Kopf hält sich raus. Er hat zwar die Frage formuliert, aber danach lehnt er sich entspannt zurück und lässt die Intuition entscheiden, die sich wieder durch ein starkes positives Gefühl und die entsprechenden Körpersignale bemerkbar macht.
Ich würde hier am Anfang nur ein Bild suchen (oder wenn es doch mehr sein wollen, dann maximal 4 Bilder…).
Weiter geht es wie schon erklärt: Diese Bilder ausschneiden, aufkleben und dann positive Assoziationen dazu aufschreiben. Wichtig dabei: das Ausgangsthema erst einmal außen vor lassen. Sammle wirklich alle positiven Assoziationen, die dir zu dem Bild in den Sinn kommen, unabhängig von deinem Thema.
An dieser Stelle ist es übrigens super, wenn jemand anderes einen Blick auf das Bild / die Bilder wirft und eigene positive Assoziationen dazu beisteuert. Dein Ausgangsthema braucht die Person nicht zu kennen – das spricht dafür, die ersten Gedanken dazu nicht direkt in das Heft zu schreiben oder aber ein Foto des Bildes / der Bilder zu machen und dieses Foto der anderen Person zu zeigen!
Dann ist es wieder an dir, alle positiven Assoziationen durchzulesen und die schönsten und liebsten davon zu markieren, durch Unterstreichen, Einkringeln, Anmarkern…
Welche neuen Ideen und Impulse hat dir deine Intuition zu deinem Thema gegeben?
Wer mag, kann mit diesen neuen Impulsen wieder ins Schreiben kommen und dazu ein paar Gedanken aufschreiben. So kommen auch Verstand und Intuition wieder in einen schönen Austausch miteinander und die Chancen steigen auf eine gute Lösung oder zumindest Weiterentwicklung des Themas oder der Herausforderung.
Tipp 1: Auch Worte und Sätze ausschneiden
Ergänzend dazu, positive Assoziationen aufzuschreiben, kann man auch Worte oder Satzteile aus den Magazinen und Zeitschriften suchen und diese verwenden. Diese sucht man genauso wie die Bilder, ganz spontan und darauf achtend, welche Worte und Formulierungen starke positive Gefühle wecken.
Tipp 2: Arbeit mit Karten-Sets
Wer mag und Tarot-Sets oder andere Bildkartensets zu Hause hat, kann die übrigens auch gut benutzen. Statt zu mischen und zufällig eine Karte zu ziehen, kann man die Karten vor sich auslegen und dann eine oder mehrere Karten aussuchen, die gerade zu einem wollen. Ein Foto der Karten kann man dann ausdrucken und ins Bilder-Tagebuch kleben und wieder positive Assoziationen dazu aufschreiben.
Es macht Spaß! Es ist einfach! Es ist wirksam! Es ist schön!
Haha, dieser Satz stammt aus meinem ersten groben Entwurf für diesen Text und ich lasse den einfach mal genauso stehen…
Vielleicht klingt das jetzt viel aufwändiger, als einfach nur ein paar Sätze in ein Journal oder Tagebuch zu schreiben, aber es hat eine ganz andere Funktion!
Mir persönlich geht es auch oft so, dass ich zwar spüre, dass irgendwas los ist, ich aber überhaupt nicht in Worte fassen könnte, um was es geht. Bilder ansehen und spüren, welche zu mir wollen, geht dann immer – und auch wenn ich mich müde und unkonzentriert fühle (vielleicht dann sogar besonders gut, weil der Kopf sich dann besonders über eine Pause freut und leichter mal das Steuer abgibt…)
Durch so ein Bilder-Tagebuch werden wir selbst zu einer Mediatorin, die beide inneren Systeme: Verstand und Unbewusstes (= Intuition) an einen Tisch setzt und erst einmal getrennt voneinander befragt, was gerade so los ist und gemeinsam mit ihnen herausfindet, welche Bedürfnisse die jeweiligen Parteien eigentlich gerade haben. Dann geht es darum, Verständnis zu schaffen für die Bedürfnisse der jeweiligen anderen Seite und gemeinsam zu einer richtig guten und von allen Seiten akzeptierten Lösung zu kommen. Frieden stiften im Inneren könnte man auch sagen ...
Wer das trainiert und für sich immer wieder Verstand und Intuition in Harmonie miteinander bringt, der hat ziemlich gute Chancen darauf, dieses Jahr entspannter und zufriedener durch alle Höhen und Tiefen zu navigieren… denn wie oben schon gesagt: balance ist a verb, not a noun!
Happy practice!
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