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Es lebe die Vielfalt!

Die Welt steckt voller interessanter Ideen und Möglichkeiten und manchmal möchte ich sie am liebsten alle gleichzeitig ausprobieren. Wenn aber doch so viele Richtungen und Themen interessant sind, welche soll ich dann verfolgen und welcher Beruf passt zu mir?

 
 

Wie bringe ich alle meine verschiedenen Interessen sinnvoll in meinem Leben unter ohne ständig das Gefühl zu haben, alles halb und nichts ganz zu machen?

Überhaupt: Stimmt etwas nicht mit mir, weil ich meine eine große Leidenschaft noch nicht gefunden habe?

Warum das mit meiner Rockstar-Karriere bisher nicht geklappt hat? Ich fürchte ich habe einfach doch nicht die große Leidenschaft fürs Gitarrespielen oder ein hervorstechendes Talent als Songwriterin. Stattdessen interessieren mich immer viele verschiedene Themen gleichzeitig und dann verstaubt meine Gitarre wieder in einer Ecke, weil ich lieber Italienisch lerne und Bücher über Gemüseanbau auf dem Balkon lese. Die Geschichten toller Musiker klingen meist ziemlich anders. Sie schreiben seit ihrer Jugend Songs und spielen mindestens ein Instrument seit sie zwölf Jahre alt sind und vor allem folgen sie über einen sehr langen Zeitraum kontinuierlich ihrer großen Leidenschaft, der Musik.

Ein paar Gedanken und Fragen haben mich daher lange Zeit begleitet und kommen dir vielleicht auch bekannt vor:

Bin ich oberflächlich und sprunghaft, weil andere jahrelang eine Fähigkeit trainieren und perfektionieren, während ich selbst von Interesse zu Interesse hüpfe und meist aufhöre, wenn ich das Wichtigste gelernt habe?

Fehlen mir Disziplin und Durchhaltevermögen, weil ich häufig neue Sachen anfange und wenige Dinge dauerhaft verfolge?

Auf der einen Seite empfinde ich eine große Freude an meiner Vielfalt an Interessen und am Entdecken von neuen Themen. Wenn es allerdings ans Thema Jobsuche und Karrieregestaltung geht, scheint es mir oft eher ein Hindernis zu sein und jede Entscheidung wird zur Qual.

Durch die Ausbildung oder das Studium hat man ja schon eine erste Auswahl treffen müssen und jetzt scheint es immer nur noch weiter in der Spezialisierung zu gehen, wenn man Erfolg auf einem bestimmten Gebiet haben möchte und „Karriere machen” will. Da mir bei diesem Gedanken und dem Wort „Karriere” im Sinne von Aufstieg in nur einem eng umrissenen Gebiet eher flau im Magen wird, bin ich schon lange auf der Suche nach anderen Modellen zur Gestaltung des (Berufs-)Lebens für Menschen wie mich, die Vielfalt lieben und zu denen eine starke Spezialisierung auf nur einem Gebiet einfach nicht passt.

Spezialisierung vs. Vielfalt: Wo stehst du auf der Skala?

Diese Suche hat mich zu interessanten Menschen, Büchern, Videos, neuen Perspektiven und Ideen geführt, die alle in eine ähnliche Richtung gehen: Was, wenn es völlig OK so ist, wie es ist, weil Menschen einfach unterschiedlich gestrickt sind? Wenn es Menschen gibt, die diese eine große Leidenschaft oder Begabung für ein Thema haben und wenn es außerdem Menschen gibt, deren Leidenschaft und Begabung eben in der Vielfalt liegt? Was, wenn beide Modelle gleichermaßen zu einem erfüllten Leben und einer erfolgreichen Karriere führen können?

Am schönsten hat es für mich die Amerikanerin Margaret Lobenstine in ihrem Buch „The Renaissance Soul” auf den Punkt gebracht. Ich habe an den vergangenen schönen Spätsommertagen alle meine Pläne über Bord geworfen, um dieses Buch unter meinem Lieblingsbaum im Park zu Ende zu lesen. Der Untertitel der Originalversion des Buches von 2006 lautet: „Life Design for people with too many passions to pick just one”.

Die Frage lautet also plötzlich nicht mehr: „Was ist eigentlich meine eine große Leidenschaft und mein besonderes Talent?”, sondern: „Wie kann ich mein Leben so gestalten, dass meine vielfältigen Interessen mein Leben bereichern und zu meiner eigenen Version von Erfolg führen?”

Was genau ist eine „Renaissance Soul”?

Margaret Lobenstine spricht von einer Skala, auf deren einer Seite sich Menschen befinden, die eine extrem hervorstechende Begabung haben und die diesem Talent ihr Leben lang folgen (Beispiel: Mozart). Auf der anderen Seite der Skala befinden sich Menschen, die ihr Leben lang ganz unterschiedliche Interessen und Berufe verfolgen (Beispiel: Benjamin Franklin als Drucker, Verleger, Schriftsteller, Naturwissenschaftler, Erfinder und Staatsmann). Zwischen diesen beiden Extremen gibt es eine Bandbreite, auf der sich jeder von uns einordnen kann.

Wer sich mehr auf der Benjamin-Franklin-Seite sieht, den bezeichnet sie als „Renaissance Soul”. Diese Bezeichnung rührt daher, dass in der Renaissance die Verfolgung vielfältiger Interessen und Berufe gesellschaftlich angesehen und akzeptiert war, während heute viele Dinge mehr auf Spezialisierung ausgelegt sind: Schule, Uni, Beruf, Karriere, usw.

Um die Einordnung etwas einfacher zu machen, nennt Margaret Lobenstine drei Merkmale einer „Renaissance Soul”

#1: Die Vorliebe für Vielfalt gegenüber fokussierter Zielstrebigkeit.

#2: Ein Arbeitsstil, der auf Entwicklung und Wachstum Wert legt statt auf die Einhaltung eines starren Plans.

#3: Eine Definition von Erfolg, die sich mehr an erfolgreich bewältigten Herausforderungen orientiert als am Ergebnis.

Erfolg ist also für eine „Renaissance Soul” nicht unbedingt der stetige Aufstieg auf einer Karriereleiter, sondern bedeutet eher, vielfältige Interessen ausgiebig erkunden und verfolgen zu können und das Leben dadurch als reicher zu empfinden.

Um erfolgreich in diesem Sinne zu sein, brauchen „Renaissance Souls” flexible Pläne, die es in gewissen Abständen erlauben, neue Richtungen auszuprobieren und Möglichkeiten für Wachstum zu erkunden. Zu langfristige Planungen fühlen sich erdrückend an, während ganz ohne Planung schnell mal der Überblick und die Richtung verloren gehen.

Erfolgreiche Karrieregestaltung als „Renaissance Soul”

Auch die Planung der eigenen beruflichen Laufbahn sollte etwas anders aussehen, wenn das Gefühl von Erfolg eher an Vielfalt als an den steilen Aufstieg in einem Fachgebiet geknüpft ist.

Außerdem tauchen Fragen auf wie: „Welche meiner Interessen wird zu meinem Beruf und welche verfolge ich in meiner Freizeit weiter ohne den Druck, damit meinen Lebensunterhalt verdienen zu müssen?” oder: „Wie veränderbar ist diese Entscheidung im Laufe meines (Berufs-)Lebens eigentlich?”

Lobenstine bietet auch dazu einige Ansätze in ihrem Buch: Eine Möglichkeit ist es natürlich, verschiedene Karrieren oder Berufe nacheinander zu verfolgen. Zwei sich ergänzende Berufe gleichzeitig als Haupt - und Nebentätigkeit zu verfolgen, kann für eine „Renaissance Soul” ebenfalls ein erfolgreicher Weg sein, Vielfalt ins Berufsleben zu bringen.

Eine weitere Idee ist es, nach Tätigkeiten Ausschau zu halten, die als Schirm für die Verfolgung ganz vielfältiger Interessen dienen können, z.B. im Journalismus oder in einem Lehrberuf, als Schriftsteller oder Berater. Auch der Schritt in die Selbstständigkeit ist ein interessanter Weg für eine „Renaissance Soul”, denn das eigene Unternehmen kann ebenfalls als Schirm dienen, unter dem vielfältige Interessen und Talente zusammengebracht und verfolgt werden können.

Eine Geschäftsidee ist immer veränderbar, zu verschiedenen Seiten ausbaubar und bietet somit viel Raum für Veränderung und Vielfalt.

Es gibt also ganz verschiedene Möglichkeiten, seine Karriere als „Renaissance Soul” erfolgreich zu gestalten. Vielleicht sieht diese dann etwas anders aus, als du es selbst erwartet hast oder als andere es von dir zu erwarten scheinen, aber sie wird dann deiner eignen Definition von Erfolg gerecht und entspricht deinen vielfältigen Talenten und Interessen.

Wenn du die Gestaltung deiner Karriere als „Renaissance Soul” aktiv in die Hand nehmen möchtest, ist mein Finde Dein Arbeitsglück Programm eine Möglichkeit, genau die richtige Lösung für dich zu finden!

Vielleicht hast du zwar das Gefühl schon auf dem richtigen Weg zu sein, aber dir fehlen noch Ideen und Vorschläge dazu, wie du als „Renaissance Soul” das richtige Maß an Struktur und Flexibilität in deiner Zeit- und Prioritätenplanung findest? Einige Tipps und Vorschläge dazu findest du in diesem Artikel.

Welchen Weg du als „Renaissance Soul" auch immer gehen möchtest, wichtig ist vor allem die Erkenntnis, dass es nicht nur völlig OK ist, viele verschiedene Interessen und Talente zu verfolgen, sondern dass dies unser Leben und das der Menschen um uns herum enorm bereichern kann.

Dazu müssen wir erst einmal nichts weiter tun als unsere Besonderheit annehmen und Wege finden, wie wir Vielfalt so in unser Leben integrieren können, dass sie uns nicht stresst oder überfordert, sondern bereichert und als Inspiration auf unserem Weg begleitet.

 
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P.S.: Diese Inspirationen kann ich zu dem Thema noch empfehlen:

  1. Die Rede „The Curiosity-Driven Life" von Liz Gilbert

  2. Den TED-Talk von Emilie Wapnick