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Dein roter Faden...

Unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft werden zusammengehalten von vielen zarten Fäden, aus denen sich das Leben webt. Manchmal entsteht ein Knoten und wir haben das Gefühl, nicht weiter zu kommen und je mehr wir ziehen und zerren, umso fester zieht sich der Knoten…

 
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Manchmal finden wir den Anfang nicht wieder und suchen und suchen, um den verlorenen geglaubten Faden wieder aufnehmen zu können:

Gibt es einen roten Faden, der sich durch alle Teile unseres Lebens zieht? Wenn ja, wie finde ich ihn?

Vor ungefähr zwanzig Jahren habe ich eine ziemlich aufwendige Bewerbung gestaltet und mein Motivationsschreiben hatte den Titel „Der Rote Faden“. Der Musiksender Viva 2 hat damals nach ModeratorInnen gesucht und da ich in den 90er Jahren nichts mehr geliebt habe, als Nachmittage lang Musikvideos zu gucken, musste ich mich natürlich bewerben...

Bekommen hat den Job dann Charlotte Roche (aus heutiger Sicht vermutlich die bessere Wahl...) und ich habe ein Jahr später angefangen, Innenarchitektur zu studieren und sitze jetzt, im Jahr 2020, an meinem Rechner und schreibe einen Text für mein Coaching-Business... Ha, wie anders die Dinge auch hätten laufen können!

Wir alle haben solche Geschichten in unserer Biografie – Geschichten von Versuchen und Absagen, von Entscheidungen und Richtungsänderungen, von Erfolgen und glücklichen Zufällen.

Manchmal kommt einem einer dieser Momente in den Sinn, wir denken kurz darüber nach und dann verschwindet er meist wieder im täglichen Gedankengewirr.

Erst wenn wir in bestimmte Situationen kommen – zum Beispiel, wenn wir eine wichtige Entscheidung treffen müssen, uns beruflich neu orientieren wollen oder wenn wir uns (und unser Business) in einer neuen Runde anderen Menschen vorstellen sollen, dann ringen wir nach Zusammenhängen, dann wollen wir unser Leben als Geschichte erfahren und erzählen können.

Geschichten stellen Zusammenhängen zwischen Dingen und Ereignissen her und verleihen so unserem Erleben einen Sinn.

Wir möchten in einer Welt leben, die nicht eine rein zufällige Aneinanderreihung von Ereignissen ist, sondern in der es etwas gibt, das sie zusammenhält...

 
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Gibt es einen roten Faden, der sich durch alle Teile unseres Lebens zieht?

Gibt es Dinge, die unsere Versatzstücke zu einer Geschichte zusammenweben? Die aus einzelnen Teilen erst eine Geschichte entstehen lassen? Kann dieser rote Faden, wenn wir ihn finden und seinen Lauf verfolgen, uns helfen, unsere Geschichte weiter zu stricken?

Nehmen wir mal an, dass ein roter Faden uns helfen kann, Zusammenhänge herzustellen, Parallelen zu erkennen, aus Vergangenem zu lernen und die eigenen Ressourcen zu kennen, um aus ihnen für die Gegenwart und Zukunft schöpfen zu können. Vielleicht kann unser roter Faden uns auch helfen, Sinn zu empfinden bei unserem Tun, die Geschichte unseres eigenen Lebens zu erzählen und damit auch Andere zu berühren, motivieren, inspirieren und zu begleiten…

Was machen wir normalerweise?

Meistens beschäftigen wir uns mit den bisherigen Stationen unseres (Berufs-)lebens nur, wenn wir einen Lebenslauf für eine Bewerbung schreiben. Hände hoch, wer daran Spaß hat und das so richtig gerne macht…?! Mhhh ja, dachte ich mir…

Es ist nämlich ziemlich mühsam, nur die guten beruflichen Stationen in eine hoffentlich nachvollziehbare und aufsteigende Reihenfolge zu bringen und auf die ausgeschriebene Stelle anzupassen. Wir erzählen dabei keine Geschichte sondern versuchen in kurzen Stichpunkten oder Sätzen ein passendes Bild von uns als erfolgreichem berufstätigen Menschen voller Highlights, Stärken und Erfolgen zu skizzieren. Im besten Fall fühlt sich das inhaltlich irgendwie wahr an, aber nach einem winzigen Ausschnitt aus einem viel größeren und bunteren Bild.

 
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So kann es anders gehen: Den Faden (wieder) aufnehmen...

Ich vermute, dass Jede(r) von uns manchmal denkt, dass es schön wäre, nochmal „ganz neu anfangen“ zu können. Oftmals steckt da allerdings ein ganz anderer Wunsch hinter. Wir wollen, dass unsere Geschichte einen Sinn ergibt und dass sich das, was wir tun, und der Weg, den wir gehen, (wieder) sinnvoll und im Einklang mit unseren tiefen Wünschen und wichtigen Werten befindet. Der Wunsch nach einem Neuanfang kommt vermutlich eher aus dem Gefühl heraus, den Faden (oder den Weg) gerade komplett verloren zu haben. Kann ja auch sein, vermutlich ist das in gewissen Aspekten auch so. Aber dann ist es hilfreich, erst einmal den Faden zu suchen und zu schauen, an welcher Stelle ein Knoten sitzt oder wir eine „falsche“ Richtung genommen haben auf unserem Weg.

Wonach suchen wir denn überhaupt, wenn wir unseren roten Faden entdecken wollen?

Der rote Faden unseres Lebens besteht aus mehreren kleinen Fäden, die miteinander verbunden sind und das Material des Fadens bilden. Diese dünnen Fäden sind:

  • unsere Werte

  • unsere Motivatoren, d.h. unser Warum und unsere Bedürfnisse

  • unsere Kompetenzen, d.h. unsere Talente und Stärken

  • unsere Interessen

Wie finden wir den Roten Faden?

Indem wir einen Blick auf unsere bisherigen prägendsten Erfahrungen und Erlebnisse werfen und unsere Erfolge und unsere Krisenmomente betrachten – sowohl privat als auch beruflich. Dabei sollten wir schon in der Kindheit und Jugend starten und auch dort schauen, was wir noch erinnern.

Statt den nächsten Lebenslaufs für eine konkrete Stellenausschreibung am Computer zu schreiben, lohnt es sich, die gleiche Zeit mal zu investieren (2-3 Stunden) und den Verlauf des eigenen Lebens mit bunten Stiften auf einem großen Stück aufzuschreiben, zu skizzieren, zu malen: Was waren prägende Erlebnisse für dich - im privaten wie im beruflichen Bereich? Welche Entscheidungen hast du getroffen, die deine Richtung beeinflusst haben? Wo waren Erfolgsmomente und welche Krisen hast du schon gemeistert? Welche Menschen haben dich beeindruckt und beeinflusst? Stichworte und kleine Skizzen reichen dabei meist aus, um ein Bild zu erzeugen…

Vielleicht entsteht bei dir ein Diagramm, vielleicht eine Art Landkarte oder ein Weg mit Abzweigungen, Bergen und Tälern oder ein Flusslauf mit Strömungen, Zuflüssen und Wasserfällen – was auch immer deins ist, mache es genau so!

Wenn das Bild fertig ist, betrachte es mit etwas Abstand und stelle dir folgende Fragen:

  • Wo war ich aus meiner Sicht erfolgreich?

  • Worauf bin ich stolz?

  • Welche Talente haben mir geholfen?

  • Warum habe ich in einer Situation so gehandelt (oder mich so entschieden) und nicht anders?

  • Wenn ich meine Entscheidungen ansehe, welche Werte sind mir wichtig?

  • Welche mir wichtigen Werte wurden in schlechten Zeiten unterdrückt oder verletzt?

  • In welcher Phase meines Lebens war ich richtig zufrieden?

  • In welchen Umfeldern fühlte ich mich wohl?

  • Wann war ich unzufrieden, nicht erfolgreich oder fühlte mich unwohl?

  • Was (und wer) hat mir geholfen, aus einer schwierigen Situation wieder herauszukommen?

  • Wo kann ich Muster erkennen – im positiven wie im negativen Sinne?

Notiere dir die wichtigsten Antworten und Erkenntnisse. Deine eigene Lebenslandkarte kann dir so viel erzählen und sie wird dir Zusammenhänge und Themen aufzeigen, die immer wieder auftauchen. …und so wird er langsam sichtbar und spürbar, dein roter Faden - gewoben aus den Themen, Werten, Stärken und Motivatoren, die sich durch dein Leben ziehen...

Ich wünsche dir viel Spaß bei der Suche nach deinem roten Faden!

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